Identitätsdiebstahl: Psychologie der Ohnmacht

Bei Identitätsdiebstahl und Sabotage geht es nicht nur um einen materiellen Schaden – es geht um den Verlust der Identität und die psychischen sowie körperlichen Folgen, die aus Sabotage und Identitätsdiebstahl resultieren. Was bedeutet es, wenn jemand ohne dein Wissen deine digitale Identität übernimmt, deine Daten missbraucht und deine gesamte Lebensstruktur sabotiert?

In meinem Fall war der Schaden nicht nur finanzieller Natur. Der Verlust der Kontrolle über meine eigene Identität führte zu Schlafstörungen, Ängsten und einer dauerhaften psychischen Belastung. Doch die Auswirkungen gingen noch weiter: Der ständige Druck und die Unsicherheit, in einer von anderen bestimmten Welt zu leben, führten zu einer echten körperlichen Belastung. Das Gefühl der Ohnmacht, ständig überwacht und manipuliert zu werden, ist eine Form der Körperverletzung, die nicht immer sichtbar ist, aber umso mehr unter die Haut geht. In diesem Kapitel zeige ich, warum Identitätsdiebstahl und digitale Sabotage weit mehr als nur Sachschäden sind und wie diese Erfahrungen das gesamte Leben beeinflussen können – körperlich und seelisch.

In Deutschland wird Identitätsdiebstahl und digitale Sabotage oft als "technisches Problem" oder "abstrakte Gefahr" dargestellt. Die psychischen und physischen Auswirkungen, die solche Verbrechen auf das Opfer haben, werden in der Regel nicht ernst genommen. Viel zu oft werden diese Taten als Kavaliersdelikte abgetan, als "kleine Fehler" oder als "zivilrechtliche Angelegenheiten", die durch bürokratische Prozesse gelöst werden können. Wer in Deutschland Opfer eines solchen Verbrechens wird, sieht sich oft mit einem System konfrontiert, das nicht ausreichend auf den psychischen und physischen Schaden eingeht. Statt Unterstützung und Reaktion auf das Geschehene wird die Verantwortung aufgeschoben und der Schmerz der Opfer nicht anerkannt.

In den USA hingegen ist das Thema Identitätsdiebstahl und digitale Sabotage weit mehr im öffentlichen Bewusstsein verankert. In vielen Staaten gibt es gesetzliche Regelungen, die es den Opfern ermöglichen, schnell gegen solche Vergehen vorzugehen. Dort wird Identitätsdiebstahl als ernstzunehmendes Verbrechen betrachtet, mit strafrechtlichen Konsequenzen für die Täter und rechtlichen Wegen für die Opfer, um Entschädigung zu erhalten. Die USA haben ein besser entwickeltes System, das den psychischen und physischen Schaden eines Opfers anerkennt und auch rechtlich berücksichtigt. Es gibt spezialisierte Anwälte, Organisationen und sogar Notrufnummern, die sich ausschließlich mit der Unterstützung von Opfern von Cyberkriminalität und Identitätsdiebstahl befassen.

Die Reaktionen der Gesellschaft und der Behörden in Deutschland stehen im krassen Gegensatz zu denen in den USA. In den USA gibt es nicht nur gesetzliche Regelungen, sondern auch eine größere gesellschaftliche Achtsamkeit. Wenn jemand dort Opfer eines solchen Verbrechens wird, wird es nicht als etwas Abstraktes angesehen, sondern als eine Verletzung, die genauso ernst genommen wird wie physische Gewalt. Die USA bieten eine strukturierte und umfassendere Hilfe für die Opfer von Identitätsdiebstahl, die in Deutschland oft auf bürokratische Hürden und Unverständnis stoßen.

Die unterschiedliche Wahrnehmung und Behandlung von Identitätsdiebstahl und Sabotage in den beiden Ländern verdeutlicht, wie sehr die Gesellschaft den psychischen und körperlichen Schaden durch solche Taten unterschätzt. Während in den USA Opfer von Cyberkriminalität eine aktive Unterstützung erfahren, bleibt es in Deutschland oft bei Worten wie „Das passiert leider immer wieder“ oder „Da kann man nichts machen“. Diese Verniedlichung und das Fehlen eines klaren rechtlichen Rahmens führen dazu, dass viele Opfer in Deutschland nicht ernst genommen werden und die Auswirkungen auf ihre psychische und körperliche Gesundheit unberücksichtigt bleiben.

Solange der deutsche Staat keine klaren Maßnahmen ergreift, signalisiert er den Tätern im Grunde grünes Licht. Es wird ihnen gezeigt, dass sie nichts zu befürchten haben, dass ihre Taten nicht geahndet werden und sie somit keine Konsequenzen zu fürchten haben. Das Fehlen eines wirksamen Rechtsschutzes für die Opfer und das mangelnde Bewusstsein für den psychischen Schaden, der durch Identitätsdiebstahl und digitale Sabotage verursacht wird, schafft ein Klima, in dem Täter sich sicher fühlen können, ohne ernsthafte Folgen befürchten zu müssen.